Wanka will Befristungsunwesen bekämpfen

In einer Rede auf der Jahrestagung des Deutschen Hochschulverbandes hat Bildungsministerin Johanna Wanka laut Süddeutscher Zeitung angekündigt, eine Initiative gegen das Befristungsunwesen zu starten. Der Bund wolle auf die Länder zugehen und so genannte Tenure-Track-Stellen finanzieren, auf denen NachwuchswussenschaftlerInnen über feste Budgets eingestellt werden, allerdings nach einer bestimmten Zeit auch evaluiert und erst dann entfristet werden. Die SPD nennt eine Zahl: 1000.

Das ist nicht viel, verglichen mit den Möglichkeiten der Bundesländer, die eigentlich zuständig wären. Der Bund hat die Länderkassen gerade um €1,2 Mrd. entlastet, weil er bereit ist, die BAFÖG-Kosten zu übernehmen. Daraus liessen sich 15000 Stellen Vollzeit für €80000 Arbeitgeberbrutto finanzieren. – Die Länder verbuchen, verschließen aber ansonsten die Augen vor dem Problem.

Wanka kündigte ebenfalls an, das oft kritisierte Wissenschaftszeitvertragsgesetz in Teilen zu ändern, auch wenn die grundsätzliche Ausrichtung erhalten bleiben müsse: Wissenschaft brauche die Möglichkeit, Zeitverträge anzubieten, u.a. für Promotionen und Projekte, die von Drittmittelgebern befristetet finanziert werden.

Was für die Hochschulen und Universitäten und wohl auch die Politik günstig scheint, ergibt Tausende von prekären Beschäftigungsverhältnissen. Die sind zwar meist dem akademischen Abschluss entsprechend ordentlich vergütet (außer bei Psychotherapeuten in Ausbeutung – PiA), aber eben immer Rahmenbedingungen unterworfen, die Entwicklung kaum wirklich ermöglichen: Während das eine Projekt noch läuft, aber noch lange nicht publiziert und damit „verwertet“ ist, muss bereits der nächste Antrag angeschoben werden, um die weitere Finanzierung zu sichern…

Willkommen im Hamsterrad der Wissenschaft, das manche mit einer Karriereleiter verwechseln. Das „Bündnis Wissenschaft“ kann die Gesetzeslage nicht verbessern, aber wir können besonders kurze Vertragslaufzeiten auf ihre Stichhaltigkeit prüfen. Wir versuchen die AbteilungsleiterInnen zu überzeugen, Verträge mindestens über die gesamte  beantragte Dauer eines Forschungsprojekts zu vergeben. Schließlich schärfen wir das Bewusstsein für die (Gesetzes-)Lage, kommen mit Euch ins Gespräch und motivieren Euch, die eigenen Belange nicht aus dem Blick zu verlieren – trotz Hamsterrad.